Wie erkennen pädagogische Fachkräfte Hochbegabung?
Auch in Kindergarten und Schule können Erzieher:innen und Lehrer:innen anhand charakteristischer Eigenschaften oder Verhaltensweisen auf eine mögliche Hochbegabung schließen.
Hochbegabte Kinder haben – wie andere Kinder – viele Eigenschaften
Auch hier gilt: Die genannten Einzeleigenschaften sind lediglich Hinweise auf eine mögliche Hochbegabung. Nicht alle Träumer:innen oder Einzelgänger:innen sind hochbegabt, nicht jeder Fehler bei einfachen Aufgaben, nicht jede schlampige Hausarbeit ist auf eine Hochbegabung zurückzuführen.
Erzieher:innen oder Lehrer:innen können ebenfalls Schwierigkeiten haben, eine Hochbegabung zu erkennen. Gründe dafür könnten sein, dass eine hohe Begabung bei sehr angepassten Mädchen, bei Kindern mit zusätzlichen Auffälligkeiten wie Legasthenie oder bei Kindern mit Migrationshintergrund schwer zu erkennen ist. Häufig verstehen hochbegabte Kinder Themen sehr schnell und verraten Ergebnisse, ohne dass die übrigen Kinder eine Chance hatten, das Lernziel schrittweise zu erarbeiten. Hinzu kommen die wachsenden Anforderungen an Lehrer:innen in zu großen Klassen mit einer steigenden Anzahl von problematischen Kindern und Eltern.
Hier eine Auswahl möglicher Merkmale:
- Das Kind beteiligt sich im Kindergarten nur ungern an Gruppenspielen, hat aber außergewöhnlich früh ein großes Interesse an Zahlen, Buchstaben oder Symbolen.
- Es bekommt bei Tests schlechte Noten, obwohl die Lehrkraft subjektiv den Eindruck hat, es müsse alles verstanden haben.
- Es langweilt sich im Unterricht und zeigt – manchmal auch demonstrativ – Desinteresse.
- Es träumt anscheinend während des Unterrichts, weiß auf Anfragen aber die richtige Antwort.
- Es spielt den Klassenclown, um von anderen anerkannt zu werden oder um etwas gegen Langeweile zu tun.
- Es hat neuen Lernstoff meist beim ersten Mal verstanden und verabscheut Wiederholungen.
- Es „versagt“ anscheinend bei Routine-Aufgaben, wird aber munter bei schwierigen Aufgabenstellungen.
- Es schlampt bei Hausaufgaben, die zu einfach sind, wie z.B. Ausmalen, Päckchen-Rechnen, oder weigert sich, bereits Verstandenes in kleinen Variationen zu wiederholen. Es arbeitet aber sauber und ausführlich, wenn das Thema interessant und fordernd ist.
- Es macht in Klassenarbeiten Flüchtigkeitsfehler bei einfachen Aufgaben, schwierigere Aufgaben werden aber fehlerfrei gelöst.
- Es spielt und spricht im Kindergarten bevorzugt mit älteren Kindern oder Erzieher:innen.
- Es spielt in Pausen nicht mit Gleichaltrigen und wird manchmal von anderen Kindern geschnitten, ausgegrenzt, gemobbt oder auch geschlagen.
- Es zieht sich total in sich zurück, ist häufiger krank oder simuliert Krankheiten.
- Es ist ausgesprochen kritisch gegenüber sich selbst und gegenüber anderen – auch gegenüber Lehrer:innen.